Gasthof Dreihus
Herzlich Willkommen in einer der ältesten Gaststätten der Grafschaft Bentheim

Ohne und die mit der umliegenden Bauernschaft ist eine uralte Siedlung. Das Wildwasser der Vechte, das bei Ohne den dichten Wald durchbrach und an ihren Ufern Weideplätze freilegte, bot unseren Vorfahren alles, was sie für ihren Lebensunterhalt nötig hatten : Wohnplätze, Weiden für ihr Vieh und reichlich Gelegenheit zum Fischen und Jagen.
Wohl erstmals um 820 - zur Zeit Ludwigs des Frommen - ist von Ohne die Rede. Ludwig der Fromme gründete im Sachsenlande eine Anzahl von Kirchen und Kapellen ; und eine von jenen soll dort gestanden haben, wo sich jetzt der Sandsteinquaderbau der Ohner Kirche erhebt. Diese Kirche wäre in ihren Anfängen somit eines der ältesten Gotteshäuser in der Grafschaft. Den Namen Ohne erklärt Lehrer Volkers mit der Bezeichnung "Gottes Wohne" = Gottes Wohnung, woraus sich später der Name Ohne gebildet haben soll.
Ein Brand am Himmelfahrtstag 1757 hatte böse Folgen für das Kirchendach, den Turmhelm und das Dorf. 1764 ist der Sandsteinturm renoviert worden, das steht an ihm zu lesen. Die alte Kirche birgt einen besonders schönen Taufstein. Er besteht aus viereckiger Fußplatte, rundem Schaft und einem runden Becken, ist 1,10 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 84 Zentimetern. Auf den Fußplattenecken sitzen vier Löwen mit zurückgebogenen Köpfen. Kunstvoll herausgearbeitete Ornamente legen Zeugnis ab von einem Meisterwerk Grafschafter Steinmetzarbeit.
Als Grenzland war unsere Grafschaft ein Gebiet des Durchgangshandels zwischen den Niederlanden und Deutschland; das Dorf Ohne, an der hannoversch-westfälischen Provinzialstraße gelegen, war der gegebene Ort, um die durch die Grafschaft führende Handelsrouten bei sich zu vereinigen. Zwei Linien, deren eine aus Nordholland der Länge nach durch die Grafschaft verlief, während die andere von Amsterdam über Bentheim nach Westfalen führte, berührten sich in Ohne. Das hatte zwar des Öfteren Durchzug von Kriegsvolk und Brandschatzung zur Folge, gleichwohl nutzten Kaufleute Ohnes günstige Lage und gründeten dort Geschäfte, die, vom Transithandel beeinflusst, recht gut gingen.
Schließlich wurde Ohne Zollstation zwischen Westfalen und Hannover. An die Namen Brüggemann, Stoltenkamp, Snyders, Boermann, Groon, Koppelmann und Staggemeyer kann man sich vielleicht noch erinnern. Durch Bildung und Besitz verschafften diese Bürger dem Dorf Ohne einen guten Platz unter den ersten Orten der Grafschaft Bentheim und im nördlichen Westfalen.
1771 erhielt Ohne seine erste feste Vechtebrücke, und bald nach der napoleonischen Zeit wurde in Ohne eine der ersten Textilfabriken dieser Region erbaut. Begründer war Wessel Stoltenkamp, der sich die dazu notwendigen Kenntnisse in England erworben hatte. Auf dem Marktplatz in Ohne stand damals als Wahrzeichen des Handels und Verkehrs ein großer Kran.
Als andere Verkehrs- und Handelswege erschlossen wurden, ging die Zeit des Ohner Wohlstands zu Ende. Im Jahre 1851 trat Hannover dem Deutschen Zollverein bei, und das Zollamt Ohne wurde aufgehoben. Mit Eröffnung der Eisenbahnlinie Almelo-Salzbergern (1865) und dem folgenden Durchgangsverkehr Amsterdam-Berlin sowie mit Anlegung neuer Landstraßen, die Ohne nicht berührten, hörte jeglicher Durchgangsverkehr und Handel auf. Der früher so lebhaft befahrene Dammweg Bentheim-Ohne-Rheine verödete, und der blühende Ort ging unaufhaltsam den Weg des Abstiegs. Die Nachkommen der Ohner Kaufleute verließen das Dorf, und nach und nach sind an ihre Stelle Ackerbürger getreten, die von Hausgewerbe und Landwirtschaft lebten.
1883 ist die schöne Kirche erneuert worden. Am 12 Oktober 1883 gab es deswegen eine Festfeier, wozu Herr Pastor Vogel namens des Orts-Konsistoriums auch auswärtige Freunde eingeladen hatte. Die Predigt hielt Herr Pastor Hesse aus Brandlecht. Sein Thema : "Herr, ich habe lieb die Stätte Deines Hauses und den Ort, da Deine Ehre wohnt". Es war eine Predigt - so wird berichtet - die alle in ihren Bann schlug. Der Rat Koppelmann hielt daraufhin eine feinsinnige Ansprache, und zum Schluß der Feierlichkeiten in der renovierten Kirche sang die Gemeinde : "Nun danket alle Gott". Danach wurde bei Herr Gastwirt Dreihus zum Festessen gebeten, an welchem annähernd 100 einheimische und auswärtige Gäste teilnahmen. Nachmittags gab Musikdirektor Drobisch aus Osnabrück ein vielbeachtetes Konzert auf der neuerworbenen Kirchenorgel.
Aber im Laufe der Jahre hat sich manches geändert. 1934 hatte Ohne in seiner 900 Hektar großen Gemarkung 230 Hektar Acker, 80 Hektar Wiesen, 65 Hektar Weiden und 53 bäuerliche Betriebe, und 400 Menschen lebten dort. Heute sind es über 500. Die Gemeinde erschloß " Am Tor" ein Baugebiet - auf knapp zwei Hektar Grund und Boden stehen schmucke Wohnhäuser.
Nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung ist in letzter Zeit rückläufig. Als 1978 keine Kinder mehr eingeschult werden könnten, musste man 1981 die Schule schließen.
Trotzdem - wir finden eine Landschaft vor, der die Schönheit ihren Stempel aufgedrückt hat. Und müssen wir heutzutage nicht dankbar sein für jede Idylle ? Ohne ist eine geblieben.
Bernhard Gelking

Mittagessen zwischen Preußen und Hannover

In einer Serie führt es den Heimatkundler Heinz Koops mit dem Fahrrad vom Dörper Berg über den Rothenberg zur Wasserburg Welbergen.

Heute folgt der vierte Teil.
Von den Haddorfer Seen aus ist es nicht mehr weit bis zum Bollnesch. Es bedarf schon einiger Anstrengung, um mit dem Rad diesen langsam ansteigenden Hügel zu bezwingen. Doch danach radelte ich in voller Fahrt, fast schwerelos, in Richtung niedersächsischer Landesgrenze. Der graue, verwitterte Grenzstein in der Nähe des Hofes Schulte-Übbing, in dem die Initialen B für Bentheim und M für Münster eingemeißelt sind, verrät mir, dass man bei der Grenzziehung im Jahre 1768 einfach ein Lineal auf der Karte angelegt hatte, um die neue Grenze zwischen dem damaligen Königreich Hannover und Preußen festzulegen. Diese, auf dem Schreibtisch willkürlich gezogene Schnade (Grenze) hatte für den Hof Schulte-Übbing ganz alltägliche Folgen. Da die Grenze mittig durch das Wohnhaus verlief, aß die eine Hälfte der Familie von nun an in Preußen und die andere im Königreich Hannover. Heute verläuft hier die Grenze zwischen den Gemeinden Wettringen, Kreis Steinfurt, NRW und Ohne, Grafschaft Bentheim, Niedersachsen. Eine ausrangierte Eisenbahnbrücke, extra aus der Steiermark herbeigeschafft, markiert ebenfalls den Grenzverlauf und dient gleichzeitig als Kunstobjekt. In der direkten Nachbarschaft des Hofes Schulte-Übbing gesellen sich die jahrhundertealten Höfe Hermeling und Korthues. Während die Bäuerin des Hofes Hermeling ihre Gäste im Melkhus, im idyllisch gelegenen, von lindgrünen Baumkronen überdachten Vorgarten, mit regionalen Kostbarkeiten bewirtet, wird auf dem Hof nebenan fleißig gewerkelt. Das verfallene Bauernhaus Korthues-Eilering wird seit dem Jahre 2018 wieder instand gesetzt. Schon über Monate beobachte ich die akribischen Arbeitsschritte voller Interesse. „Dieses historische Bauernhaus ist ein ungewöhnliches historisches Dokument. Seine Ursprünge gehen mit einer Datierung um 1470 bis ins Mittelalter zurück“, so beschreibt Dr. Maschmeier im Auftrag der Weser-Ems-Stiftung dieses Objekt. Weiter heißt es: „Wir wollen das Haus als einzigartiges Zeugnis von mindestens 550 Jahren Agrargeschichte möglichst unverändert der Nachwelt erhalten.“ Der gegenüberliegende alte Esch kann gewiss einiges dazu beitragen. Ich bin erstaunt darüber, dass ich auf meiner Tour noch keine zehn Kilometer zurückgelegt habe, aber der Tachometer lügt nicht. Ein Katzensprung ist es vom Dörper Berg bis zum Übbing-Esch, den ich nun voller Elan, entlang blühender Vechte-Wiesen überquere. Links der Vechte, die in Bilk von der Steinfurter Aa noch einmal kräftig gespeist wurde, grüßen schon die Ohner Kirche und einige rote Dächer stolzer Bauernhöfe. Alsbald erreiche ich den neuen Ohner Friedhof, der auf dem hohen Esch, dem Möllenkamp, eingerichtet wurde. In früheren Zeiten wurden die Verstorbenen auf dem Totenacker, der sich um die Kirche erstreckte, beigesetzt. Ältere verwitterte Grabsteine, die heute als Fußweg seitlich des Gotteshauses dienen, geben Auskunft darüber. Da auf dem alten Friedhof viele Beerdigungen in zu kurzem Abstand stattfanden, die hygienischen Vorschriften nicht eingehalten werden konnten und kein Platz für eine Erweiterung vorhanden war, sollte ein neuer Friedhof ausgewiesen werden. Doch dazu bedurfte es einer Genehmigung, und so entstand in den Jahren 1807/1808 ein reger Schriftverkehr zwischen dem Richter Buch, der die Standpunkte und Interessen der Kirchengemeinde vertrat und dem Provinzialrat des Arrondissement Steinfurt.
Darin heißt es, dass sich die Kirchengemeinde Ohne samt Bauerschaft, sowie ein Teil der Bauerschaften Samern und Haddorf (Wettringen) wegen des Standortes des Totenackers nicht einigen konnten. „Diese Kirchengemeinde wird von der Vechte in zwei Seiten zerschnitten, der Fluss tritt sehr oft über die Ufer, und der östliche Teil der Einwohner befindet sich öfter wegen der Leichen in Verlegenheit, da die Hauptstraße bei hohem Wasser und Eisgang nicht passiert werden kann und solchermaßen die Leichen viele Tage unbeerdigt stehen müssen.“ Die Bewohner aus Samern und Haddorf vom rechten Ufer der Vechte, plädierten für einen diesseits des Flusses anzulegenden Kirchhof. Schließlich wurde der „neue“ Friedhof auf der rechten Seite der Vechte, auf dem Möllenkamp, eingerichtet. Schon seit der Gründung des Kirchspiels Ohne, vor über 900 Jahren, gehört die Bauerschaft Haddorf zu diesem geschichtsträchtigen Verbund, der schon früh zum reformierten Bekenntnis übergetreten war. Viele Haddorfer Familien bekennen sich noch heute zum evangelisch-reformierten Glauben und fühlen sich dem Kirchspiel Ohne verbunden. Auch die Namen auf vielen Grabsteinen weisen darauf hin. Das Leben geht weiter, sage ich mir, steige auf mein Rad und überquere die heutige K51. Hinter der kleinen Flutbrücke führt mein Weg nach rechts, über den alten Postweg, zum am Vechteufer gelegenen Rastplatz. Dort laden mich aus altem Eichenholz gefertigte Bänke sowie ein aus Sandsteinblöcken gefertigter Tisch, inmitten bunter Feldblumen und üppigem Gras, zum Verweilen ein. Hier ist es still, so still, dass man das Knirschen der Reisigzweige auf dem abgewetzten Kopfsteinpflaster im Ortskern, jenseits der Vechte, hören kann. In Ohne herrscht Ordnung, muss man wissen. Die Bürgersteige wollen gereinigt werden, denn schließlich ist heute Samstag. Ansonsten ist das idyllisch anmutende Dorf noch nicht so wirklich zum Leben erwacht. Die Gaststätten öffnen erst mit dem Eintreffen der zahlreichen Fahrradtouristen, die sich schon auf einen guten Pott Kaffee, begleitet von einem ordentlichen Stück Apfelkuchen freuen. Ein wenig vermisse ich das Knarren der Ackerwagen, das Muhen der Kühe und das Wiehern der Pferde, das bäuerliche Element. Die prächtigen Bauernhöfe liegen außerhalb des Dorfes um die uralten Esche und Kämpe. Sie sprechen eine eigene Sprache und einige sind älter als das Dorf selbst. Ich sitze immer noch auf der hölzernen Bank am rechten Ufer der Vechte. An keinem anderen Ort gibt eines der ältesten Dörfer der Grafschaft Bentheim so viel von seinem Jahrhundertealten, ereignisreichen Leben preis. Neben mir sitzen drei Buben auf dem hölzernen Geländer der Vechtebrücke, die seit 1771 die Postkutsche, welche sich vorher über eine seichte Furt durch das Vechtebett quälen musste, sicher über den Fluss brachte. Die noch im Wasser befindlichen Betonpfeiler weisen darauf hin, dass die Überführung früher um einiges breiter gewesen ist. Die sogenannte Naardensche Post wurde 1664 gegründet und führte über Deventer, Delden, Bentheim, Steider Heck und Rheine bis nach Osnabrück. Als beim Bau der heutigen K 51, Mitte der 1960er Jahre, eine neue größere Vechtebrücke errichtet wurde, degradierte man die historische Postbrücke zu einer Rad-und Fußgängerüberquerung. Auf der linken Seite, jenseits der „neuen“ Vechtebrücke, erblicke ich die von saftigen Wiesen und Weiden begrenzten, prächtigen Gebäude des uralten Wissinghofes. Der „Schultenhof in Ohne“ wurde nach dem Tod des letzten Schulten zuerst verpachtet und gelangte 1927 schließlich in die Hand von Jan Jordaan (Juwelier in Paris), der bereits 1935 verstarb. Seine Frau Bertha geb. van Heek verpachtete daraufhin die Ländereien. Kurz vor ihrem Tod im März 1960 ging der Hof, wie alle ihre Güter in die „Bertha Jordaan van Heek - Stiftung“ über. Die Gebäude des Hofes stehen heute unter Denkmalschutz. Schließlich fällt mein Blick auf die aus grauem Sandstein erbaute evangelische Ohner Kirche. Das kleine, gedrungene, sakrale Bauwerk, das seit 1000 Jahren auf einer Erhebung am anderen Vechteufer seinen festen Standort hat, erweckt den Eindruck, als ducke es sich zwischen all den umliegenden, stolzen und feinen Bauernhäusern. Dabei wirkt das älteste Gotteshaus der Grafschaft trotzdem so erhaben, dass es die Vorbeifahrenden zum Innehalten und zur Demut einlädt. Der Kirchturm, mit seinen 28 Metern Höhe, ist Ende des 13. Jahrhunderts anzusiedeln. Das im romanischen Stil erbaute Langhaus mit seinen drei Jochen wurde zwischen 1220 bis 1225 errichtet. Ein Großbrand am Himmelfahrtstag im Jahre 1754 legte Teile des Dorfes und der Kirche in Schutt und Asche. Schon im selben Jahr wurde der Kirchturm „RENOVEERT“, so steht es an ihm zu lesen. Am 1. Mai 1755, ein knappes Jahr nach dem grauenvollen Ereignis, entstand ein völlig neues Dorf. Die Kirche jedoch wurde erst im Jahre 1763 vollständig fertiggestellt. Zweimal pro Woche, pünktlich um 19 Uhr, wird in Ohne kräftig gesungen. Bis zu 22 sangesfreudige Einwohner stimmen auf dem historischen Marktplatz die Lieder „Der Mond ist aufgegangen“ und „Freude schöner Götterfunken“ an, sehr zur Freude aller Ohner Bürger. „Wir singen gemeinsam gegen Corona, denn gemeinsam sind wir Ohner stark, so eine der Sängerinnen. Als am 8. Februar 1946 die Fluten der Vechte nicht mehr zu bremsen waren, die kleine Flutbrücke sowie der Straßendamm am Kuhkamp (heutige Zufahrt zur alten Postbrücke) weggespült wurden und der Ort völlig abgeschnitten war, haben unsere Väter und Großväter dem Hochwasser Paroli geboten. So konnte bis zum Herbst 1946 der schwere Schaden wieder behoben werden“, flüsterte mir ein fleißiger Sänger voller Stolz ins Ohr. So sind sie, die Ohner.
Artikel von MV vom 30.06.2020